Vor dem Gebäude ertönen Stimmen aus einer Audioinstallation, eine Botschaft? Eintritt Secession. Hinweisschilder. Es geht die Treppen hinauf, diese ist orange beleuchtet. In einem angedunkelten Raum wird die Videoarbeit „How To Become A Fossil“ des Kollektivs DIS gezeigt. In verschiedenen Szenen versuchen Menschen bei einem Drive-in das übliche Fast Food zu bestellen und erhalten stattdessen Weltansichten und Belehrungen. Wird das vielfach verspeiste Huhn das einzige Fossil sein, das unsere Nachkommen finden? Humor, Ernstes, Irritation. Gegen Verschwendung, Ausbeutung. Interessant.
Ein kindliches Ratespiel?
Mein eigentliches Ziel ist die Ausstellung „Still Life“ von Siggi Hofer, einem Künstler, dem ich mich nun erstmals annähere. Der Raum gleicht einem Spielplatz, einer Art Werkstatt. Überall liegen riesige pastellfarbene Holzklötze, die mich an Bausteine eines Kindes erinnern. Dazwischen sehe ich Bilder von Adlern, Fußbällen, rosaroten Hähnen, Turnschuhen, die mich an männliche Klischees erinnern. Im Gegensatz dazu finden sich auch Motive von Rosen und Schmetterlingen, welche einer sanfteren – weiblichen? – Sphäre zuzuordnen sind. Ein Gegensatz? Die einfachen, seriellen Sujets sind auf rohen Spannplatten aufgebracht. Ist es Klebefolie oder gemalt? Die grafischen Motive könnten Bastelanleitungen entsprungen sein.Die Auflösung des Rätsels
Ich lese nun von DIY-Materialien, patriarchalen Motiven und Klischees und deren sanften Gegenentwürfen. Es handle sich um „ein begehbares Bild, welches die Unübersichtlichkeit und komplexe Realität unserer Gegenwart widerspiegeln soll.“ Manches davon kann ich nachvollziehen, die Materialwahl, die Motive, all dies ist für mich ein humorvolles Stillleben mit Kindheitsbezügen. Auch die Städtebilder begleiten den Künstler schon seit seiner Kindheit, als er „sich aus dem alpinen Umfeld hinaus und in den Kontext der Großstadt hinein“ gezeichnet hat, wie eine frühe, in der Ausstellung gezeigte Kinderzeichnung des Künstlers belegt. Im Dialog damit sind die späteren fiktiven Städtebilder zu betrachten. Es bereitet Vergnügen, sich auf dieses humorvolle Spiel mit Kunstinszenierungen und Sehgewohnheiten einzulassen. Ob daraus neue Erkenntnisse entstehen? Sehen Sie selbst.Raum und Natur als Einheit
Ein besonderes Erlebnis ist die Installation „Lerato le le golo (… la go hloka bo kantle)“ der südafrikanischen Künstlerin Dineo Seshee Bopape. Ihre Arbeit befindet sich im Untergeschoß und wird schon von einem lauten Summen angekündigt, es sind Bienen, man erkennt es auf Anhieb. Pinkfarbende Lichter unterstreichen die surreale Geräuschkulisse. Gleich daneben sieht man sich einem riesigen Erdwall gegenüber, der Geruch ist sehr einprägsam, sinnlich, versetzt einen in ferne Länder. Beim Erdwall handelt es sich um einen Versammlungsort, einem Ort für die Gemeinschaft, wie mir eine sympathische Mitarbeiterin erklärt. Im letzten Raum ist wieder Erde in einer begehbaren Installation aufgeschüttet. Verschiedene Gegenstände befinden sich auf dem Boden, wie Gefäße für Honig, symbolartige Gegenstände, die in einem Kreis angeordnet sind. Sandkuchen in Blumenform könnten die Natur darstellen.Resümee:
In den aktuellen Ausstellungen der Secession kann man sich auf eine Weltbetrachtung unterschiedlichster Art einstellen – von kindlichen Spielwelten, irritierenden Videosequenzen bis zur sinnlich erfahrbaren Raumintervention. Eine Irritation des Sehens. Und das ist wohl eine wichtige Aufgabe der Kunst.
Also: Sehen Sie sich das an!
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