Assunta Abdel Azim Mohamed thematisiert in ihren Arbeiten zumeist zwischenmenschliche Interaktion und kommuniziert dabei auf verschiedenen Metaebenen: Menschen, zumeist Jugendliche, verständigen sich mit starr wirkender Gestik und Mimik in leeren Räumen. Das Wo spielt dabei kaum eine Rolle, der Fokus liegt auf den Agierenden und den Symbolen, die sie tragen. So auch bei der Zeichnung Open Wounds. Auf den ersten Blick wirken ihre Protagonist:innen, wie Bewohner:innen einer Welt, die durch florale Schönheit und Stimmigkeit besticht. Das Außen scheint innere Gefühlwelten widerzuspiegeln, und doch herrscht eine eigentümliche Dichotomie. Ein Mädchen hält eine chirurgische Zange mit einem rotgefärbten Wattebausch in der Hand und blickt verstohlen zu ihrer Begleiterin, die eine offene Wunde auf ihrem Handrücken präsentiert. Schmetterlinge sind zur Stelle, ob helfend oder nutznießerisch, bleibt offen. Was passiert ist und wie es weitergeht, hat in diesem Moment keine Relevanz. Was wir sehen, sind nur Momentaufnahmen einer Geschichte, die noch geschrieben bzw. weiter gezeichnet werden muss. Es ist charakteristisch für die Herangehensweise von Assunta Mohamed, dass sie Symbole frei einsetzt und nur rudimentär Bedeutungen preisgibt. Zwar sieht die Künstlerin Blumen per se als Zeichen des memento mori, aber jeder kann sie individuell für sich interpretieren, wie Assunta Mohamed meint: „Denn ist es wirklich immer ratsam, über jeden Gedanken der Künstlerin Bescheid zu wissen?“

Diplomarbeit Assunta Abdel Azim Mohamed