Nahaufnahme einer Amphibie, freigestellt und aus dem ursprünglichen Habitat entnommen, in wartender Pose, fixiert er den/die Betrachter:in. Das Gefühl beobachtet zu werden, auf die nächste Bewegung zu warten und in diesem Vakuum des nächsten Impulses die eigenen Empfindungen zu erfahren, ist hier spürbar. Natalia Weiss‘ Arbeiten fangen emotionale Zustände ein und übersetzen sie in kryptische, im Privaten verankerte Ikonografien. Tiere spielen dabei eine wesentliche Rolle. Sie dienen als Avatare für konkrete Menschen oder versinnbildlichen Ereignisse aus dem öffentlichen Leben. So auch bei dieser Kaltnadelradierung, die gleichzeitig die zeichnerische Leichtigkeit der Künstlerin visualisiert. Als Teil der Serie Rotes bezieht sich diese Arbeit auf den Terroranschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“, auf seine Folgen und Auswirkungen. Natalia Weiss entwickelt dabei persönlich geprägte Bildergeschichten, die gleichzeitig viel Raum für eigene Interpretationen lassen. Vielleicht versinnbildlicht das dargestellte Amphibie, Symbol des Bösen an sich, die Bedrohung, die uns alle treffen könnte?

Silvia Müllegger