Unter grünen und roten Farblasuren tauchen einzelne Pinselstriche auf. Einige formulieren – in der ersten Anmutung – eine Figur, die in Bewegung scheint oder mehr noch an Spuren eines Prozesses erinnert, der immer noch nachwirkt. Auch die farbigen Schichten überlagern sich, bilden im tiefen Inneren neue Farbmischungen und Strukturen, die auf weitere Ebenen verweisen. Grün und Rot, als Komplementärfarben nebeneinandergesetzt, steigern im Normalfall ihre Leuchtkraft, die Künstlerin verwendet diese jedoch symbiotisch. Es geht nicht darum, Kontraste verstärken zu wollen, sondern um das Atmosphärische, das Auslösen und Nachspüren von Sinneswahrnehmungen oder auch um das Festhalten einer Bewegung, das Dokumentieren eines Zustandes. Die hinterlassenen Spuren auf einem Farbträger bezeugen den Zustand eines Augenblickes im künstlerischen Prozess, der sich auf weiteren Blättern fortsetzt. Renata Darabants Fokus liegt auf metaphysischen Fragen – wie empfinden wir, welche Spuren hinterlassen Bilder in uns? –, aber auch auf dem Versuch, das Ephemere festzuhalten. Die Künstlerin erweitert ihre Drucktechnik dahingehend, um gestalterisch frei agieren zu können, wie in der Malerei.

Die Betitelung „#4“ bezieht sich auf einen Moment des künstlerischen Prozesses. Diese Arbeit ist ein Original und Teil der Serie „AT THE PRINTING TABLE“. Diese Initiative versteht sich als Plattform, welche Künstler:innen, die mit verschiedenen Drucktechniken arbeiten, präsentiert und die die unterschiedlichen Zugänge künstlerischer Prozesse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.
Foto/Abbildung: Christoph Schlessmann

Silvia Müllegger