In „Galante Nase, Sir Uhu“ bilden florale Formen, Maschinenteile und surreal verformte Gesichter einen kuriosen Organismus, der in sich zu ruhen scheint. Seine doppelköpfige Darstellung erinnert an Spielkarten – nur folgt die Spiegelung hier ganz eigenen, widerspenstigen Regeln, die sich im Bildverlauf immer wieder zu ändern scheinen.

Schwarz-Weiß-Optik und Vintage Charme

Schwarz-Weiß-Optik und Motiv verleihen dieser Radierung einen ganz besonderen Vintage-Charme. Sie erinnert an historische Abbildungen von Kuriositätenkabinetten, an skurrile Konstruktionspläne aber auch an jene Radierungen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert die Frontseiten der Zeitungen schmückten.

Georg Lebzelters Werk zeichnet sich aber nicht nur durch seinen spielerischen Umgang mit graphischen Modulen und seinen Ideenreichtum aus, sondern auch durch seine Liebe zur Sprache: Anagramme, Palindrome, Ambigramme und andere humorvolle Sprach- und Buchstabendrehungen durchziehen seinen Kosmos.

Politische Reflektion

Zur Entstehung der vorliegenden Druckserie erzählt der Künstler: „Diese Radierung für den ARTcube21 geht aus der Serie ‚Ausreiseanhaltung‘ hervor, entstanden als Reflektion auf die große Fluchtbewegung im Sommer 2015. Das Wortmonster ‚Ausreiseanhaltung‘ stammt noch aus dem Vokabular der letzten rot/schwarzen Bundesregierung 2017. Das Konzept dahinter war eine Art Beugehaft für Asylsuchende, bis sie ‚freiwillig‘ das Land verlassen. ‚Galante Nase, Sir Uhu‘ ist eines der Anagramme, die ich aus diesem Wort abgeleitet habe.“