Im steirischen Fehring verbirgt sich hinter den Fassaden einer Möbeltischlerei eine Kunstsammlung. Wir wollten von Sammler Martin Cserni wissen, wie seine Leidenschaft entstand.
Ein Interview mit Martin Cserni
Herr Cserni, was macht für Sie den Reiz des Kunstsammelns aus?
Martin Cserni: Kunst passt einfach gut mit meinem Beruf zusammen. Auch in der Architektur geht es um Formen, Farben und neue Kreationen. Und wie in der Architektur hat auch jedes Kunstwerk seine eigene Entstehungsgeschichte, spiegelt die jeweilige Zeit, Umgebung und politische Situation wider. Zusätzlich ist jedes Werk in sich Ausdruck eines Befindens. In jedem Kunstwerk wird so viel Persönliches der Künstler:innen spürbar.
Sie begeistern sich also nicht nur für das Werk, sondern auch für den/die Künstler:in selbst?
Wenn man die Person dahinter kennt, macht das ein Werk besonders bedeutsam und interessant. Künstler:innen sind spannende Menschen. Es ist immer wieder inspirierend, mit ihnen im Gespräch zu sein und die Dinge einmal nicht von der wirtschaftlichen, sondern von der gestalterischen Seite aus zu betrachten. Und wenn man sich mit den verschiedenen Lebenswerken auseinandersetzt, erkennt man immer menschliche Werte, die sich durch die Arbeit ziehen.
Gibt es bestimmte Kriterien, nach denen Sie Ihre Sammlung anlegen?
Unser Hauptaugenmerk in der Familie liegt auf österreichischer Kunst nach 1960. Aus dieser Zeit kenne ich viele Künstler:innen persönlich, mit denen ich an verschiedenen Projekten zusammenarbeiten durfte. Zusätzlich haben wir auch einige Werke internationaler Künstler:innen, die mit ihrem Gedankengut im Zusammenhang mit der österreichischen kunstgeschichtlichen Entwicklung stehen. Das Wichtigste ist mir aber immer, dass mir das Werk grundsätzlich gefällt. Ich würde nie ein Bild ausschließlich als Wertanlage kaufen, und ich habe auch noch nie ein Werk wieder verkauft. Das bringe ich nicht übers Herz.
Ich würde nie ein Bild ausschließlich als Wertanlage kaufen, und ich habe auch noch nie ein Werk wieder verkauft. Das bringe ich nicht übers Herz.
Martin Cserni
Macht es Sinn, sich beim Sammeln auf eine bestimmte Richtung zu konzentrieren?
Ein roter Faden macht auf jeden Fall Sinn. Ich finde es spannend, eine klare Ausrichtung in der Sammlung zu haben, hinter der ich stehe und die mir wichtig ist. Das ist für uns eben die Österreichische Kunst, ergänzt durch Werke, die damit in Zusammenhang stehen. Wir haben zum Beispiel einige internationale Aktionisten, die zur selben Zeit gearbeitet haben wie Hermann Nitsch oder Rudolf Schwarzkogler. Das zeigt, dass zu jener Zeit auch in anderen Ländern ähnliches Gedankengut vorgeherrscht hat. Das zu sehen, finde ich reizvoll.
Interessieren Sie sich auch für Druckgrafiken?
Dazu hatte ich lange keinen Zugang. Erst in letzter Zeit hat sich das geändert und mittlerweile befinden sich auch Druckgrafiken in unserer Sammlung, darunter einige Werke von Andy Warhol. Er gehört zu den meistgehandelten Künstler:innen der Welt. Seine Druckgrafiken sind leichter zu bekommen als die Originale.
Worauf muss man beim Kauf einer Druckgrafik achten?
Eine Druckgrafik ist nicht dasselbe wie ein Poster, das man sich im Buchhandel kauft. Ich würde daher eher von signierten Künsterauflagen sprechen. Diese sind meistens limitierte Auflagen, vom Künstler händisch signiert und genau wie Originalwerke dokumentiert. Man kennt also bei jedem Exemplar Herkunft und Geschichte und weiß, in welcher Sammlung sie sich bereits befunden haben, in welchen Galerien sie ausgestellt und in welchen Kunstbüchern sie gelistet sind. Diese Historie steigert den Wert eines Werkes. Das gilt sowohl für Originale als auch für Druckgrafiken.
Eine Druckgrafik ist nicht dasselbe wie ein Poster, das man sich im Buchhandel kauft.
Martin Cserni
Zeigen Sie Ihre Sammlung gerne her?
Oft kommen Künstler:innen, die bei uns hängen, mit anderen Sammler:innen vorbei. Wenn sich jemand für Kunst interessiert und Freude daran hat, führe ich sehr gerne durch unsere Sammlung. Genauso wie ich ja auch gerne die Sammlungen anderer sehe.
Wer einen virtuellen Blick in die Sammlung Cserni werfen will, kann das hier tun: http://sammlung-cserni.at/
Martin Cserni ist Architekt, Tischler – und leidenschaftlicher Kunstsammler.
Die Liebe zur Kunst liegt bei ihm in der Familie. Schon als Kind begleitete er seinen Vater bei Ateliersbesuchen. Heute sind die ehemaligen Fertigungshallen der väterlichen Möbeltischlerei zur privaten Galerie umfunktioniert, wo unter anderem Werke von Arnulf Rainer, Markus Prachensky, Franz West, Friedensreich Hundertwasser und Gottfried Helnwein hängen. Zu Csernis persönlichen Highlights gehören ein eindrucksvolles Nitsch-Schüttbild und ein Kristallbild von Heimo Zobernig – die einen Ehrenplatz im Wohnraum seines Hauses einnehmen.
Martin Csernis Tipps für angehende Kunstsammler:innen
- Kaufen Sie nur, was Ihnen wirklich gefällt!
- Informieren Sie sich gut: Kaufen Sie nichts aus unbekannten Quellen, wo die Herkunft nicht gut dokumentiert und kein Fachkommentar vorhanden ist.
- Bevor Sie sich für ein wertvolles Werk entscheiden, lassen Sie es von Expert:innen begutachten.