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Messen, Off-Spaces, Openings: Kunstjahr 2022, wir kommen!

Akademie-Rundgang im Wiener Semperdepo
Akademie-Rundgang im Wiener Semperdepot.

Jede Menge Tipps für Kunstinteressierte hat Lorenz Seidler, Betreiber der Wiener Informationsplattform eSeL.at. 

Wer sich für das aktuelle Wiener Kunstgeschehen interessiert, kommt am eSeL nicht vorbei: In den wöchentlichen Mails und auf der Website, die Lorenz Seidler und sein Team betreiben, erfährt man, was, wo, wann in Sachen Kunst passiert. Wir haben Lorenz Seidler für ARTcube21 porträtiert und ihn dabei auch gefragt, welche Orte, Veranstaltungen und Termine man sich für das laufende Jahr 2022 im Kalender vormerken muss.

Im Gespräch mit Lorenz Seidler

ARTcube21: Zunächst mal allgemein gefragt: Was zeichnet die Wiener Kunstszene aus? Gibt es eine Art „Markenzeichen“? eSel: Solche Zuschreibungen kann man meist erst mit größerem Abstand treffen. Eine Beobachtung von mir wäre: Artist Run Spaces, Off-Spaces, also Räume, die keine Galerien im klassischen Sinn sind – die sind in Wien sehr stark. Mittlerweile ist Wien schon in der Phase, wo dieser Trend eine gewisse Kommerzialisierung erfährt. Galerien übernehmen das Prinzip des Project-Spaces, der oft in räumlicher Nähe zur eigentlichen Galerie liegt.

Spannende Off-Spaces / Artist Run Spaces

Welche Form der Kunstpräsentation ist noch typisch für Wien?

eSel: Was wir hier stark haben und was sicher mit den COVID-Lockerungen wieder aufblühen wird, sind Cluster-Öffnungen. Das bedeutet: Mehrere Veranstalter und Spaces tun sich für ein Kunstevent zusammen, irgendwer macht noch eine Installation, und nachher gehen alle gemeinsam was trinken. Klassisches Beispiel: Die Galerien im Schleifmühlviertel ziehen das gerne so durch. Am Ende sitzen dann alle im Anzengruber und tüfteln bei einem Bier weitere Projekte aus. (Anmerkung: In diesem Wiener Künstlerbeisl hängen nicht nur Ölporträts des schnurrbärtigen Wirts an der Wand, es gibt auch das wahrscheinlich beste Schnitzel der Stadt!)

Kunstinteressierten Tourist:innen stellt sich auch die Frage: Wann soll ich nach Wien fahren? Gibt es Wochen oder Monate im Jahr, die sich besonders lohnen?

eSel: Ich würde Frühjahr oder Herbst empfehlen – jeweils nach den Uni-Ferien geht die Kunst-Saison los. Anfang März startet das FOTO WIEN Festival. Ende März bietet die neue SPARK Kunstmesse in der Marx-Halle dann spannende Einzelausstellungen der teilnehmenden Galerien auf einem Fleck. Im Herbst hat sich die Alternativ-Messe Parallel Vienna zum Must-Visit gemausert. Die klassische Kunstmesse viennacontemporary versucht Anfang September im Kursalon im Stadtpark einen Neustart. Und in den Kunstgalerien lockt zeitgleich das Curatedby Festival. Hier richten internationale Kurator:innen Themenaustellungen aus. Dabei lernen sie Wiener Künstler:innen kennen, um ihren Namen in die Welt zu tragen.

Kunstmessen in Wien

Was würden Sie Sammler:innen mit auf den Weg geben?

eSeL: Ganz grundsätzlich: Bilder können Wertanlagen sein. Aber für die wenigsten, die sammeln, ist das der Hauptaspekt. Ich bin ein großer Fan von leistbaren Editionen! Natürlich ist das eine künstlich erzeugte Verknappung. (Bei Druckgrafiken auch der Edition ARTcube21 werden z. B. die Druckplatten/Druckvorlagen nach Druck der Auflage vernichtet, um einen Nachdruck zu verhindern, Anm.) Aber zum Einstieg macht es einfach Sinn. Es ist preislich niederschwellig. Und trotzdem finde ich wichtig, dass solche Editionen ihren Preis haben. Warum? Durch das Commitment beim Kauf entwickelt man eine Bindung, ein längerfristiges Interesse an der/dem Künstler:in und wird ihn/sie weiterverfolgen. Das würde ich Sammler:innen auch anraten. Man kauft ja soziale Anteilnahme mit! Das äußert sich auch darin, dass man im Idealfall Geschichten erzählen kann zu den Werken, die man besitzt.

Lorenz Seidler "Leistbare Editionen"
eSeL-Parallel2022
Einen Ausblick auf kommende Talente ermöglicht der jährliche Akademierundgang.

Akademierundgänge

Wenn wir mal über Wien hinausgehen, was wäre ein typisch österreichischer Umgang mit Kunst? Gibt es den?

eSel: Der Stellenwert von Kunst im öffentlichen Raum scheint mir sehr hoch. (Anmerkung: Siehe dazu auch das ARTcube21-Interview mit KÖR-Leiterin Martina Taig)
In Niederösterreich werden schon seit zwei Jahrzehnten immer wieder öffentliche Plätze in Zusammenarbeit mit Künstler:innen gestaltet. Dieses produktive Aufeinanderprallen von Systemen, die sonst wenig miteinander zu tun haben – Stadtplanung, Kunst und angestammte Gewohnheiten der Bevölkerung –, bringt oft erfrischende Resultate.

Letzte Frage: Welche Kunstevents sollte man 2022 nicht verpassen?

eSel: Wir haben den eSeL-Jahreskalender im Jänner gerade frisch gebaut. Mir würde spontan Folgendes einfallen:

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