Sie besitzen Gemälde, Drucke, gerahmte Fotografien – wissen aber nicht, wie Sie sie an der Wand platzieren sollen?
Für die Wahl der richtigen Hängung sollten Sie sich eingangs über einige Punkte klarwerden:
- Welches Bild bzw. welche Bilder wollen Sie aufhängen und welche Wand kommt dafür in Frage?
- Wie groß bzw. wie hoch ist die Wand, und von wo fällt Tageslicht ein? Welche Farbe und Struktur hat die Wand? (In der Regel ist eine einheitliche Wand leichter zu behängen als eine Mustertapete).
- Wollen Sie die Motive der Bilder in Szene setzen oder wollen Sie durch strenge Symmetrie eine ordnende Einheit kreieren?
- Bezüglich der Höhe gilt der Galerien-Standard, wonach sich die Mitte des Bildes ca. 150–160 cm über dem Boden und damit auf Augenhöhe befinden sollte, um optimal zu wirken.
- Für die richtige Wirkung sind – je nach Hängung – die Wahl des richtigen Rahmens von rechteckig bis oval, von weiß bis bunt, von zurückhaltend bis opulent und exakt aufeinander abgestimmte Abstände und Höhen entscheidend.
Und jetzt geht's los: Welche Hängung ist für mich die richtige?
Die Petersburger Hängung: Geordnetes Chaos
Die Petersburger Hängung (mitunter auch Salonhängung, Budapester Hängung, französische oder Berliner Hängung genannt) kommt aus der St. Petersburger Eremitage, einem der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Man versteht darunter eine Hängung, bei der Bilder in ganz verschiedenen Rahmengrößen eine ganze Wand bedecken. Auf den ersten Blick wirkt das chaotisch. Bei näherem Hinsehen entdeckt man jedoch, dass es ein Detail gibt, das alle Bilder gemeinsam haben. Das kann ein bestimmtes Motiv sein (z.B. ausschließlich Blumen oder Landschaften), ein Thema (z.B. Comics oder Portraits), eine bestimmte Farbe oder ein einheitlicher Rahmen. Einem roten Faden gleich bringt dieses eine Detail Ordnung ins vermeintliche Wirrwarr.
- Wo: Große Räume wie Wohnzimmer oder Esszimmer, lange Flure, Galerien.
- Vorteil: Die Wand wird zum genussvollen Work in Progress, lässt sich also nach Lust und Laune mit neuen Kunstwerken erweitern.
- Nachteil: Die Wand muss sich genau dafür eignen, d.h. sie muss ausreichend Platz bieten.
- Tipp: Legen Sie die Bilder, die Sie hängen wollen, vorher am Boden aus und testen Sie das Arrangement. Machen Sie sich erst an die Hängung, wenn Sie sich über die Wirkung sicher sind.
Die Kantenhängung: Ordnung durch Ausrichtung
Bei der Kantenhängung werden die Rahmen entweder an einer gemeinsamen Ober-, Unter- oder Seitenkante ausgerichtet. D.h. man orientiert sich an einer imaginären Linie, an der entlang man dann die jeweiligen Bilder aufhängt. Die Linie kann dabei horizontal oder vertikal verlaufen und zieht sich durch die gesamte Wand. Die Bilderrahmen werden je nach Belieben oberhalb oder unterhalb, bzw. rechts oder links dieser Linie angebracht. Interessant ist die Kantenhängung vor allem dann, wenn Sie (ähnlich der Petersburger Hängung) eine künstlerisch-chaotische Wirkung erzielen wollen, die trotzdem eine erkennbare Ordnung wahren soll.- Wo: Vor allem für Räume mit niedrigen Decken ist die Kantenhängung geeignet.
- Wie: Richten Sie die Kantenhängung vertikal oder horizontal aus oder orientieren Sie sich an einer Mittellinie. Um die Linie exakt einzuhalten, verwenden Sie bei der Anbringung eine Wasserwaage und Maler-Krepp.
- Vorteil: Ob Sie große oder kleine Formate verwenden, spielt keine Rolle. Ebenso gut können Sie hier auch Kunstdrucke, Privatfotos, selbstgemalte Bilder und Aquarelle mischen. Ja, die Mischung macht hier sogar den Reiz aus: Unterschiedlichen Rahmengrößen und Stile bringen Leben in die Bilderwand. Eine besondere Wirkung lässt sich auch durch gleiche Rahmen in unterschiedlichen Größen erzielen.
- Nachteil: Die exakte Ausrichtung anhand einer Linie kann auch starr wirken. Sollten Sie daher zur Kantenhängung tendieren, wählen Sie eher leichte, schmale Rahmen.
- Tipp: Sie müssen genau sein, denn nur wenn Sie zwischen den Bildern die gleichen Abstände wählen, wirkt die Hängung harmonisch. Und: Sie können auch mal die Oberkante, mal die Unterkante nehmen. Das lockert die ansonsten etwas statische Einteilung auf.
Die „Inside the Lines“-Hängung: Alles für die Form
Bei dieser Hängung werden die Bilder „inside the lines“, d.h. innerhalb einer bestimmten imaginären geometrischen Form angeordnet. Das kann ein Rechteck, ein Kreis oder ein Dreieck sein.
- Wo: Wände mit Einschränkungen (wie z.B. Schrägen) eignen sich besonders gut.
- Wie: Die Rahmen können unterschiedlich sein; das Bild allerdings, dem der Betrachter die größte Aufmerksamkeit schenken soll, sollte in der Mitte der geometrischen Figur hängen.
- Vorteil: Sie haben volle Freiheit, was Formate, Motive und Farben angeht. Das Einzige, was Sie sich vorab überlegen sollten, ist die imaginäre geometrische Figur, in der Sie ihre Bilder aufhängen wollen.
- Tipp - Unterform Blockhängung: Hier werden Ihre Bilderrahmen so angeordnet, dass die Außenkanten bündig sind. Dadurch entsteht ein Rechteck oder Quadrat, ein Block eben, der für besonders klare Konturen sorgt.
Die Reihenhängung: Anschauliche Akkuratesse
Für die Reihenhängung ordnen Sie Ihre Motive einfach horizontal oder auch vertikal in einer Reihe an.- Wo: Vertikal am besten an einer horizontal begrenzen Wand, etwa zwischen zwei Fenstern. Horizontal gilt: Ob Flur oder Esszimmer, die Wand muss entsprechend lang sein.
- Wie: Bei allen Varianten der Reihenhängung sollten die Abstände zwischen den Bildern gleich sein. Genaue Platzierung ist das Um und Auf, vorherige Planung und Ausmessung daher unbedingt notwendig. Am besten wirkt es bei dieser Hängung, wenn Sie sich auch für die gleichen Rahmen in gleicher Größe entscheiden. Dadurch wird der Effekt der geometrischen Klarheit verstärkt. Sollten Sie es hingegen lockerer bevorzugen, können sie auch unterschiedliche Bilderrahmen und Formate verwenden und sie anhand einer erdachten Mittellinie anbringen.
- Vorteil: Übersichtlichkeit.
- Nachteil: Strenge.
Rasterhängung: Quadratisch, praktisch, gut
Ähnlich der Reihenhängung ist auch die Rasterhängung nach einem strengen, geometrischen Schema angeordnet. Ein wenig erinnert sie an ein Schachbrett.- Wie: Am besten wirkt diese Hängung, wenn alle Motive das gleiche Format haben, die Rahmen z.B. quadratisch sind. Dadurch wird die Strenge der Hängung zusätzlich betont. Die Bilder sollten dabei jedenfalls auf einer Linie hängen, und die Abstände zwischen den Rahmen sollten an allen Seiten gleich sein.
- Tipp: Unterschiedliche Farbakzente können die strenge Geometrie und Einheitlichkeit unterbrechen, was viele als optisch wohltuend empfinden.
Der Solist: Ein Bild dominiert
Bei der Solisten-Hängung steht – der Name lässt es schon vermuten – ein einziges Bild im Mittelpunkt, d.h. ein einziges Bild dominiert die ganze Wand.- Wo: Solisten wirken besonders gut, wenn sie über einem Möbelstück, einem Sofa etwa oder einem Sideboard platziert werden.
- Wie: Das Bild sollte nicht zu klein sein, wenn es einen wirklichen Akzent setzen soll. Es sollte zur Farbe der Wand und zu seiner Umgebung passen. Bei der Wahl des Rahmens kann man auch mal mutig sein, d.h. zu einem wuchtigen, grellen oder barocken Rahmen greifen. Erlaubt ist, was den Solisten in seiner Wirkung unterstützt. Wie hoch das Bild hängen soll, ist davon abhängig, ob Sie in dem Raum, in dem der Solist eine tragende Rolle spielen soll, eher sitzen oder stehen. Wenn sie eher sitzen (z.B. Wohnzimmer), dann sollte er in Sitzhöhe hängen, wenn sie eher stehen (z.B. im Flur), in Stehhöhe. Beachten Sie auch, dass Sie auf der Couch im Wohnzimmer meist tiefer sitzen als bei Tisch im Esszimmer. Die klassische Hängung für den Solisten ist übrigens der Platz über dem Kaminsims – doch wer hat schon eines daheim?
- Vorteil: Über die Hängung muss man sich keine großen Gedanken machen, es ist ja nur ein einziges Bild.
- Nachteil: Dafür muss dieses, was Motiv, Farbe und Thema anbelangt, umso sorgfältiger ausgewählt sein.
Zu guter Letzt: Nur Mut!
So, wir hoffen, wir haben Ihnen bei der Entscheidung geholfen. Doch egal, ob Sie Ihren Blick schon nach Petersburg richten, sich die Kante geben oder zum Solo ansetzen, vergessen Sie nicht, dass die Hängung eine lustvolle Aufgabe sein soll. Regeln sind in der Kunst auch nur dazu da, gebrochen zu werden. Die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist versenkte Bilder im Boden oder klebte sie an die Decke. Also: nur Mut! Experimentieren Sie! Erlaubt ist alles, was gefällt.