Berühmt wurde Gunter Damisch in den 1980er-Jahren mit seinen schwungvoll-großformatigen Ölbildern. Doch sein Herz schlug auch für Drucke: 24 davon sind jetzt dank einer Kooperation mit der Galerie Ernst Hilger bei ARTcube21 zu erwerben.
Viele von uns haben es getan, doch nicht jede:r wurde berühmt. Die Rede ist von Kritzeleien in Schulheften und auf Schulbänken, um der eigenen Kreativität während endloser Vorträge Auslass zu gewähren. Auch Gunter Damisch wurde im Unterricht kreativ und entdeckte so – quasi versehentlich – seine Liebe zum Druck: „Ich habe sehr viele Holz- und Linolschnitte gemacht“, erzählte der 2016 verstorbene Künstler in einem Interview. „Da waren fantastische Verarbeitungen meiner Pubertätsnöte drauf. Ich habe aber auch zu radieren begonnen, mit der Zirkelspitze auf Plexiglas, und das dann auf Löschblätter gedruckt. Also möglichst einfache Do-it-yourself-Sachen.“
Drucken mit dem Geodreieck? Linolschnittmuster auf dem Radierer? Damisch probierte gern Neues. Auch in der Berufswahl: Er studierte Medizin, Germanistik und Geschichte, nur um schließlich an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Arnulf Rainer und Maximilian Melcher unter- und anzukommen. Eine gute Entscheidung, denn schon mit 25 Jahren lebte der produktive Künstler vom Verkauf seiner Werke und prägte als ordentlicher Professor der Bildenden ab 1998 selbst Generationen von Künstler:innen.
Die wilden Achtziger
Begeben wir uns zurück in seine Aufstiegsjahre, die 1980er, in denen Wien rau und grau war, während die Kunstszene blühte: Herbert Brandl, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix und Alois Mosbacher – oder, last but not least, die unverwechselbare Maria Lassnig. Sie alle kreisten rund um die Galerien, Ateliers, Kaffee- und Wirtshäuser dieser Stadt und reklamierten die Malerei neu für sich. Maria Lassnig, deren Werke seither eine kometenhafte Wertsteigerung hingelegt haben, experimentierte mit der Überführung von Zeichnung in Animationsfilm. Damisch dagegen jonglierte mit den Materialien, mischte Bleistift, Kreide, Kohle, Aquarell, Ölfarbe, Pastell und Tusche. Erlaubt war, was gefiel und seinen expressiven Bewegungen bei der Herstellung in seinen Ateliers in Wien und in Ferschnitz (Mostviertel) standhielt.Serie farbiger Lithografien
Er fertigte Skulpturen aus diversen Materialien, leimte, schweißte, formte aus Holz, töpferte, goss aus Bronze und aus Wachs. Typisch für Damisch sind dabei die ausgefransten Umrisse. Seine Arbeiten sind nie ordentlich, haben nie den Anspruch, etwas „korrekt“ wiederzugeben – sie feiern das kreative Chaos, den Ansturm der Ideen, kreuz und quer, gerissen und gezackt.
So auch die zwölfteilige Serie farbiger Lithografien, „Farbsteinweltfeldwege“ (1999), die – wie auch die Serie „Silver Dinger“ (2013) – in Kooperation mit der Galerie Ernst Hilger jetzt als Einzelblätter bei ARTcube21 zum Verkauf gelangt: Einige Sujets erinnern in ihrer Formensprache sogar an die Hülle des COVID-19-Virus – das Damisch (verstorben 2016) nicht kennen konnte. In anderen Motiven meint man Unterwasserwesen zu erkennen.
Die Neuen Wilden
- In Österreich machten in den 1980er-Jahren junge Künstler auf sich aufmerksam, die als „Neue Wilde“ bekannt wurden. Ihre Arbeiten wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten von Sammler:innen für sich entdeckt: Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Josef Danner, Rudolf Goessl, Franz Grabmayr, Josef Kern, Kurt Kocherscheidt, Maria Lassnig, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix, Walter Vopava, Otto Zitko – ob darstellend oder abstrakt, die Malerei nimmt bei allen einen zentralen Stellenwert ein. Die Arbeiten der Neuen Wilden bilden einen Schwerpunkt u. a. der Sammlung Essl.
Die schwarze Nacht im Rücken
Seltsam hervor sticht ein fast ganz in Schwarz gehaltenes Blatt. Eine Figur ist da weiß herausgeritzt und blickt aus dem linken unteren Bildrand ins Off. Ungewöhnlich konkret für den Künstler, der das Konkrete scheute.
Allein der Körper definiert die restlichen Muster des Blattes zum Raum, ein mysteriös angefüllter nächtlicher Gedankenraum – in dem Sinn und Ordnung zu schaffen für viele von uns eine lebenslange Aufgabe bleibt. Es sei denn, man feiert – wie Gunter Damisch – das kreative Chaos.
- Eröffnung: Donnerstag, 20. April 2023, 19–21 Uhr
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Arbeiten auf Leinwand - Galerie Ernst Hilger, Dorotheergasse 5, 1010 Wien - bis 26. Mai
Einführende Worte zur Ausstellung von Dr. Antonia Hoerschelmann (Albertina) - Arbeiten auf Papier - POP UP - Galerie Ernst Hilger, Ballgasse 1, 1010 Wien - bis 10. Juni