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Revolution aus der Druckerpresse in der ALBERTINA modern

Andy Warhol Electric Chair, 1971, Siebdruck

Andy Warhol bis Damien Hirst

Noch bis 23. Juli 2023 lockt „Andy Warhol bis Damien Hirst. The Revolution in Printmaking“ Kunstbegeisterte in die ALBERTINA modern. Die Ausstellung ist quasi die kleine Schwester der Druckgrafik-Schau in der ALBERTINA – aber auch für sich sehenswert.

Robert Rauschenberg Soviet / American Array IV

Dem Prinzip der Serie geht die ALBERTINA heuer nach – und zwar passenderweise in Serie: Während sich Teil 1 im Haupthaus der ALBERTINA mit den Drucktechniken alter Meister beschäftigt, widmet sich Teil 2 in der ALBERTINA modern dem Print nach 1960. Viele große Namen sind vertreten: von den berühmten US-amerikanischen Vertretern der Pop-Art wie Andy Warhol, Jasper Johns, Roy Lichtenstein und Alex Katz bis zu zeitgenössischen Künstler:innen aus dem DACH-Raum, die sich dem Hyperrealismus verschrieben haben, wie Franz Gertsch und Christiane Baumgartner. In den Ausstellungshallen durchläuft man eine kleine Zeitreise der Druckgrafik von den 1960er-Jahren bis ins Heute – und erlebt eindrucksvoll, wie vielfältig die Techniken sind.

Gegen das Einzigartige

Dass Andy Warhol Suppendosen aus dem Supermarkt per Siebdruck auf Papier bannte und diese Serienproduktion ausstellte, war für die Kunstwelt der 1960er-Jahre eine Provokation. Die Pop-Art erhob das Triviale zur Kunst und reagierte damit auf Veränderungen ihrer Zeit, an denen sie damit gleichzeitig Kritik übte. „Vervielfältigen statt Unikate schaffen“ lautete die Devise. Neben seiner Campbell’s Soup in zehn verschiedenen Geschmacksrichtungen zeigt die Ausstellung noch seine Serie Electric Chair, womit Warhol in den 60ern auf die Debatte zur Abschaffung der Todesstrafe antwortete, und Mao-Tse Tung, wobei der kontroverse chinesische Diktator in Neonfarben strahlt. Vermutlich haben wir alle schon Reproduktionen dieser berühmten Drucke gesehen: Dennoch ist es ein Erlebnis, hier die Originale vor sich zu haben.

Andy Warhol Mao Tse-tung, 1972 Siebdruck
Warhol steht wie kaum ein Zweiter für das Prinzip der Vervielfältigung. Überraschend sind dagegen Werke von Künstler:innen, die man weniger mit Drucktechniken in Verbindung bringt. Ein großformatiger Siebdruck von Hermann Nitsch zeigt beispielsweise, was der kürzlich verstorbene niederösterreichische Künstler abseits seiner Schüttbilder draufhatte. Für „Das letzte Abendmahl“ (1983) verwendete er die Technik der Weichgrundätzung: Eine Metallplatte wird mit Wachs bestrichen und dann mit einem Blatt Papier bedeckt. Auf diesem zeichnet der Künstler und das Wachs drückt dort, wo der Strich gezogen wurde, auf das Papier und bleibt daran kleben. Anschließend wird das Blatt wieder abgezogen und die Platte kommt in ein Säurebad. Die Säure greift jene Stellen an, die nicht von Wachs bedeckt sind. Ein aufwendiger Prozess, der eine spannende grafische Optik hervorbringt – die mit Nitschs Schüttbildern nichts gemein hat. Im Gegensatz zu den Arbeiten von Warhol ist dieses Werk übrigens wirklich ein Unikat: Denn Nitsch druckte die Platte auf eine zuvor bemalte Leinwand.

Monumentale Holzschnitte

Im Holzschnitt „Der Rhein“ von Anselm Kiefer tritt das Material regelrecht aus der Fläche hervor: In diesem riesigen Werk sind die Holzplanken ganzer Baumstämme verarbeitet. Kiefer vereint Druck mit Collage und veranschaulicht, dass Druckerzeugnisse nicht kleinteilig und filigran sein müssen. Auch der Holzschnitt Triptychon (Schwarzwasser) des Schweizers Franz Gertsch, der für seine fotorealistischen Gemälde bekannt ist, ist monumental. Gertsch nutzt Fotos als Vorlagen und überträgt die Motive enorm vergrößert auf einen Holzstock. Hier ist nur die Wasseroberfläche mit vielen kleinen Wellen zu sehen. Tritt man näher, wird klar, dass sich das Bild aus unzähligen kleinen Punkten zusammensetzt. Das ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass Gertsch die Druckstöcke Punkt für Punkt selber anfertigt – und es die Kraft von sechs Personen braucht, um einen Abzug herzustellen.
Diese und viele andere spannende Einblicke in die Herstellungsprozesse gewährt der Audioguide – den wir wärmstens empfehlen! Von Aquatinta über die Kaltnadelradierung, Linolschnitt und Lithografie bis hin zu Monotypien, Holzschnitt und Siebdruck reichen die Drucktechniken – und sie werden häufig auch mit anderen Mitteln kombiniert. Die Ausstellung verbindet so Handwerk mit Kunst und vermittelt, dass selbst das Prinzip der Serie Neues hervorbringen kann.
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