Calle Libre, das größte Street-Art-Festival Mitteleuropas, findet jedes Jahr in Wien statt. ARTcube21 hat mit Veranstalter Jakob Kattner gesprochen – und freut sich, einige Drucke von Graffiti-Künstler:innen ins Angebot zu nehmen.
Gespräch mit Jakob Kattner
Jakob, gemeinsam mit deinem Team veranstaltest du das Festival seit zehn Jahren: Wieso der Name „Calle Libre“?
Calle Libre ist spanisch. Es bedeutet „freie Straße“, und das ist auch unser Anspruch: Der öffentliche Raum gehört uns allen und sollte nicht nur von Werbung und Verkehr eingenommen werden. Ich wünsche mir einen demokratischen Raum. Wir wollen die urbane Sphäre mitgestalten!
Wie kam es zum Festival?
Es ist aus meiner Dissertation über urbane Kunst in Lateinamerika entstanden, die ich zwischen 2010 und 2017 recherchiert und geschrieben habe. Weil ja Doktorarbeiten bekanntlich in der Bibliothek verstauben und selten wieder gelesen werden, wollte ich meine Erkenntnisse praktisch umsetzen. Ich bin 14 Monte durch Lateinamerika gereist – eine Gegend, in der Street-Art sehr lebendig ist! – und habe auf dieser Reise so viele Talente gesehen, die ich in Österreich zeigen wollte.
Street-Art findet sich auf öffentlichen Mauern, Fassaden – viele assoziieren Vandalismus. Wie siehst du das, ist Street-Art 2023 „salonfähig“?
Die Reaktionen, die wir von der Allgemeinheit bekommen, sind durchwegs positiv. Wenn eine Wand bemalt wird, hören wir von Bewohner:innen oder Passant:innen: „Toll, dass ihr das macht!“ Auch das Presseecho ist gut, sogar der Mainstream berichtet mittlerweile über uns. Arrivierte Kunst- und Kulturinstitutionen machen den Schritt auf uns zu: Mit MuseumsQuartier, Albertina, Mumok gibt es gemeinsame Ausstellungen oder Kooperationen.
Jetzt Street Art für zuhause aussuchen - und 15 % Rabatt-Code* einlösen!
Street-Art bei ARTcube21:
Auch beim Calle Libre Festival 2023 wurden zwei Editionen von den Calle Libre-Künstler:innen GLEO und Luogo Comune erstellt. Jeweils 4 Blätter sind nun auf ARTcube21 erhältlich.
Wie schätzt du die Bedeutung von Street-Art am Kunstmarkt ein?
Wachsend. Die Galerie Saatchi hat in London gerade eine riesige Ausstellung „Beyond the Streets“ kuratiert. Es gibt Einzelkünstler, die zu hohen Preisen gehandelt werden: aktuell Tristan Eaton, Obey alias Shepard Fairey, Swoon, Bordalo, Vhils und einige aus der alten Szene: Futura 2000 oder Kenny Scharf. In Wien würde ich sagen: Nychos, der mittlerweile großteils in den USA lebt, etabliert sich auch am Kunstmarkt. Mit 690.000 Followern hat er auf Instagram eine große Reichweite und verkauft seine Werke auch an Celebrities.
Und dann gibt es noch die Namen, die jede:r kennt: der bereits verstorbene Basquiat zum Beispiel …
Basquiat war sicher einer der Pioniere mit seiner „SAMO“-Schrift in New York, er hat den Sprung in den Kunstmarkt geschafft, war ein Shootingstar und später nicht mehr als Street-Artist tätig. Es gibt ein paar solcher Blue-Chip-Künstler, die zu großen Summen gehandelt werden.
Auch der geheimnisumwitterte Banksy. Ist seine Bekanntheit eher ein Fluch oder Segen für die Szene?
Ich persönlich bewundere die Arbeit von Banksy – weil er Technik und Kunstform weiterbringt. Andererseits ist es schade, dass viele Leute nur diesen einen Namen kennen. Das ist, als würde man sagen: Ich kenne Michael Jackson. So hört sich Popmusik an.
Banksy hat immer schon mit verschiedenen Techniken gearbeitet. Auch mit Stencils – also Schablonen, die im Grunde wie Siebdruck funktionieren.
Ja, viele Street-Art-Techniken sind mit dem Druckhandwerk verwandt. Genau genommen müsste man sagen, die Höhlenmalerei war das erste Stencil. Heute wird diese Technik auch von der Werbung oder der Politik genutzt, von Branding bis Marketingaktionen. Eingeführt hat sie eigentlich der Franzose Blek le Rat, von dem hat sie Banksy wirklich übernommen.
Welche Techniken werden in der Street-Art noch verwendet?
Einige Künstler arbeiten mit dreidimensionalen Elementen, von Mosaiksteinchen bis zu ausgeschnittenem Styropor, sie kleben Holzstücke an die Wand, es gibt Sticker, Etching oder Scratching mit Säure oder spitzen Gegenständen. Wheatpastes oder Paste-ups. Die Techniken sind vielfältig, wobei man sagen muss: Auch beim Malen gibt es verschiedene Techniken: Roller, Airbrush, einige Leute sprühen sogar mit umgebauten Feuerlöschern.
„Viele Street-Art-Techniken sind mit dem Druckhandwerk verwandt.“
(Jakob Kattner, Leiter des Street-Art-Festivals Calle Libre)
In Wien haben wir ja eine besondere Situation: Am Donaukanal ist Sprayen erlaubt. Was macht das mit der Szene?
Das ist sicher eine Pionierinitiative, dass eine so zentrale, weitläufige Fläche für das Sprayen freigegeben wird. Leute kommen aus ganz Europa, um den Donaukanal zu besprayen.
Apropos Donaukanal – beim Vorbeiradeln sehe ich hier fast nur Jungs und Männer mit Sprühdosen. Wie viele Frauen machen eigentlich Street-Art?
Deine Wahrnehmung ist richtig – es gibt wenige Mädchen und Frauen in der Szene. Ich kann dir nicht erklären, warum das so ist. Das ist ja auch eine adoleszente Subkultur, Jugendliche brechen in Bahnhöfe ein und besprayen Züge. Das hat vielleicht eine abschreckende Wirkung auf Frauen – wir von Calle Libre versuchen, viele Frauen und weibliche Positionen einzuladen. Beim heurigen Festival sind wir bei 50 Prozent, würde ich sagen.
Nach dem Festival bleiben viele Werke im öffentlichen Raum stehen, werden aber mit Schriftzügen – Tags – schnell übermalt oder zumindest beschädigt. Wie siehst du das? Macht es dich traurig, wenn „eure“ Werke auf diese Weise verschwinden?
Überhaupt nicht. Das ist das Gesetz der Straße – man kann nichts dagegen machen. Die Kurzweiligkeit ist die Essenz dieser Kunstform. Wir beauftragen momentan aber auch derart große Wände, dass man gar nicht hinkommt. Monumentale Formate, da ist Übersprayen ohne Gerüst gar nicht mehr möglich!
Sommerflair mit Street-Art:
- Auf alle Street-Art Werke gibt es nun einen "End-of-summer-Rabatt" von minus 15 %. Gleich mit Code street-art-09-23 einlösen* und ein Kunstwerk für Zuhause aussuchen!*
*15% Rabatt – gültig bis 30.09.2023
Mit dem ARTcube21 Gutscheincode street-art-09-23 erhalten alle Käufer:innen 15 % RABATT auf alle Street-Art-Druckgrafiken. Einfach eine Druckgrafik aussuchen und den Gutscheincode beim Check-out eingeben. Bitte beachten Sie, dass der Gutscheincode nicht kombinierbar ist und nur einmal pro Benutzer:in angewendet werden kann. Der Gutscheincode gilt nur für die Werke der Street-Art-Selektion. Gültigkeitsdauer: bis 30. September 2023. Lieferzeit: ca. 8-14 Werktage.
Wer, wie, was? – Kooperation mit ARTcube21
Wir bieten fünf Siebdrucke an, die von Calle-Libre-Künstler:innen im Rahmen ihres Wien-Aufenthalts hergestellt wurden. Hier finden Sie das gesamte Angebot im Shop. Aus Anlass dieses Street-Art-Schwerpunkts gibt es bei uns auch vier Drucke von Street-Art-Künstler:innen aus der Sammlung der Galerie Ernst Hilger zu erwerben – die Sie hier ansehen können.
Calle Libre Festival
- Wann? jährlich im Sommer
- Wo? In Wien. Auf der Website des Festivals erfahren Sie Genaueres über Locations, Konzerte und Vor-Ort-Aktionen wie Workshops