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Im Porträt: Anna Luise Schnur

Im Atelier von Anna Luise Schnur
Im Atelier von Anna Luise Schnur - Foto: Stefan Diesner

ANNA LUISE SCHNUR, 1991* in Aachen/BRD. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Grafik und druckgrafische Techniken unter der Leitung von Veronika Dirnhofer und Christian Schwarzwald. Während ihrer Studienzeit beschäftigte sie sich gleichfalls mit Malerei und absolvierte das Kolleg für Grafik- und Kommunikationsdesign an der Graphischen Wien. Renommierte Galerien und Kunstmessen zeigen ihre Werke. Die Künstlerin ist auf artfacts.net gelistet. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Anna Luise Schnur öffnet die Tür – und sofort riecht es nach Farbe, nach Pinselreiniger, nach Verdünner: In diesem Atelier wird gearbeitet, vormittags, nachmittags, abends. Und zwar nicht nur von der Künstlerin selbst, sondern auch von ihren Eltern, die beide ebenfalls Kunstschaffende sind. Schnur selbst nutzt die Räume vorwiegend am Abend: Dann stellt sie sich Radio Ö1 oder einen Podcast an und lässt den Motiven Zeit, sich in diesem Hör-Gedankenraum zu entwickeln.

„Hier zu sein, in diesem Atelier war schon als Kind für mich das Normalste“, sagt sie. „Ich war einfach mit dabei und habe gezeichnet oder gebastelt und mich spielerisch an die Kunst herangetastet.“ Viele Menschen fänden es skurril, aber auch sehr spannend, „dass da drei Maler:innen sind – zwei Eltern und das Kind“, erzählt Anna Luise Schnur. Ob sie wirklich auch den Beruf der Eltern übernehmen wolle, habe sie sich lange überlegt. „Kunst-Machen ist schließlich kein Ponyhof“, sagt sie, und man müsse ständig am Machen und Schaffen sein, wenn man am Markt überleben wolle.

„Kunstmachen ist kein Ponyhof.“

Großformatige Körperbilder

Dass ihre Eltern und sie sich beeinflussen, findet die Künstlerin ganz selbstverständlich und erklärt: „Wenn man sich nah ist, geschieht das automatisch.“ Allerdings grenze sie sich auch bewusst ab. Mit ihrer großformatigen Diplomarbeit „Gegenwind“, die Hände zeigt, die sich gegenseitig berühren (siehe Foto), ist Anna Luise Schnur bewusst in den Raum gegangen. „Ich fand es wahnsinnig spannend, mich von der Wand wegzubewegen, vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale zu gehen. So gebe ich den Betrachter:innen die Möglichkeit, mit meinem Werk zu interagieren.“ Andere Arbeiten zeigen ebenfalls Körper im Detailausschnitt, die sich dicht aneinanderdrängen – vielleicht eine Gegenbewegung zur notgedrungenen Vereinzelung während der Coronapandemie.

ARTcube21, "Snow Signs"
Hinten rechts Anna Luise Schnurs Diplomarbeit "Gegenwind", links daneben an der farbigen Wand ihre Arbeit für die Edition ARTcube21, "Snow Sign".

Leuchtender Wegweiser

Auch Anna Luise Schnurs Siebdruck für die Edition ARTcube21 spiegelt diese Stimmung: „Das Motiv für den Druck habe ich aus dem Kopf skizziert: Für mich stellt es eine Markierung dar, einen Wegweiser, der aus dem Wald herausleuchtet und Orientierung gibt.“ Die Coronazeit hat Schnur großteils in der Wohnung verbracht, wie sie erzählt. „Wenn ich aus dem Fenster geschaut habe, war da nicht viel mehr als Betonmauern. Ich weiß noch, wenn ich spazieren war, habe ich mich frei gefühlt, und zugleich war da die Frage nach der richtigen Distanz – wie nahe kann ich anderen Spaziergängern kommen?“ Allein sein oder miteinander, sich abgrenzen und die Nähe anderer suchen? Fragen, die wir uns alle, auch nach den Lockdowns, immer wieder stellen.

Snow Sign
von Anna Luise Schnur

„Manchmal orientiere ich mich bei meinen Arbeiten an Fotos, aber das war hier nicht der Fall: Das Motiv für die Edition ARTcube21 habe ich frei aus dem Kopf gezeichnet. Diese roten Markierungen stehen manchmal ganz unvermittelt im Wald und leuchten aus der Landschaft heraus.“
Anna Luise Schnur

„Ein Pfosten steht allein im Schnee, ein Wegweiser, fernab der sichtbaren Zivilisation. Ist da noch jemand? Ja, denn irgendwer hat ihn irgendwann aufgestellt. Die Gesellschaft passt auf ihre Individuen auf. Ein beruhigender Gedanke.“
Maya McKechneay

EDITION ARTcube21

ARTcube21 Edition von Anna Luise Schnur, 42 x 29,7 cm, Siebdruck, 2023

Einblicke in das Atelier von Anna Luise Schnur

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