Der Holzschnitt ist eine traditionelle Art der Druckgrafik, bei der mit Schneidewerkzeugen ein glatt gehobeltes Brett so bearbeitet wird, dass nur jene Teile des Bildes übrig bleiben, die gedruckt werden sollen (Hochdruckverfahren). Sowohl der Vorgang selbst als auch die so erzeugte Grafik wird Holzschnitt genannt.
Wie stellt man einen Holzschnitt her?
Der Druck erfolgt, indem die reliefartige Holzplatte eingefärbt und mit einer Druckerpresse auf ungeleimtes Papier (wahlweise dickes Bütten- oder dünnes Reispapier) gepresst wird. Auch der umgekehrte Vorgang ist möglich: Beim sogenannten Handabrieb wird das Papier am Druckstock fixiert und die Farbe händisch mithilfe eines Handreibers übertragen.
Wie nennt man einen Holzschnitt noch?
Holzschnitt wird auch Xylografie genannt (von griechisch xylon = „Holz“). Der Begriff Xylografie war bis zum 19. Jahrhundert gebräuchlich und wurde für unterschiedliche Druckverfahren verwendet, die mithilfe hölzerner Druckstöcke hergestellt werden.
Was sind Vorteile des Holzschnittes?
- Der Holzschnitt ist bei zeitgenössischen Künstler:innen wegen seiner einfachen, klaren Technik und seiner archaischen Ausdrucksstärke beliebt.
- Beim Handabrieb können durch das händische Auftragen der Farbe individuelle Ergebnisse erzielt werden.
Alte Kunst der Ägypter
Der Druck mit geschnittenen Holzklischees ist eine uralte Drucktechnik. Schon die Babylonier und Ägypter hatten geschnittene Holzstempel in weichem Ton abgedruckt.
In Europa hat sich diese Technik zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich durchgesetzt, wo sie zur Herstellung illustrierter Bücher verwendet wurde. Ihre Hochphase erreichte sie in Albrechts Dürers Renaissancekunst.
Japan und die Secessionisten
In Österreich bescherten die Wiener Secessionisten dem Holzschnitt ein Revival um die Jahrhundertwende. Ausschlaggebend dafür war vor allem die Kunst Japans, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt in den Westen gelangte. Die Secession widmete Nippons Farbholzschnitt bereits 1900 eine eigene Ausstellung, die viele ihrer Mitglieder inspirierte und für Linie und Fläche, Vorder- und Hintergrund sensibilisierte. Für Alltagsdrucke im industriellen Maßstab wird Holzdruck – im Gegensatz zu anderen Drucktechniken – heute kaum mehr verwendet.
Mit Holzdruck in die Moderne
Unter dem Einfluss des japanischen Holzschnittes des 19. Jahrhunderts fand der Holzschnitt im Expressionismus mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner oder Max Pechstein zur Blüte. Jugendstilkünstler:innen wie Carl Moll, Broncia Koller-Pinell oder Franz von Zülow experimentierten oft direkt am Druckstock mit Farbe, Form und Umriss. Die reproduzierbare Kunst gewann durch niedrige Preise an Popularität.
Wussten Sie, dass...
- ... eines der bekanntesten grafischen Werke der Welt ein Holzdruck ist? Die „Große Welle von Kanagawa“ des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai ist allen Handybenutzer:innen als „Welle-Emoji“ bekannt und damit fixer Bestandteil der Populärkultur.
- … die gesellschaftskritische Künstlerin Käthe Kollwitz in ihren sieben Holzschnitten zum „Krieg“ die Folgen des Ersten Weltkrieges, in dem ihr eigener Sohn Peter fiel, künstlerisch verarbeitete? Kollwitz’ Holzschnitte zählen zu den ausdrucksstärksten Arbeiten, die in diesem Medium hergestellt wurden.
Käthe Kollwitz
Video: Wie entsteht ein Holzschnitt?
In diesem Video sehen Sie, wie ein Holzschnitt Schritt für Schritt entsteht.
Holzschnitt ist Handarbeit
Künstlerin Birgit Schweiger fertigt ihre Holzschnitte am liebsten im Handabrieb an, bei dem das Papier am Druckstock fixiert und die Farbe händisch mit einem „Handreiber“ übertragen wird. „So kann ich zwischendurch kontrollieren, ob ich an einer Stelle mehr oder weniger Druck ausüben oder noch einmal ,drübergehen‘ muss. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht viel individueller als ein Abzug mit der Presse“, sagte sie im Interview für unser Künstlerinnen-Porträt.
Hinweis: Den Holzschnitt „Säulenarbeit“ von Birgit Schweiger können Sie im Shop erwerben. Er zeigt die Künstlerin selbst bei einer Performance – bekleidet ist sie dabei mit einer Männerunterhose und lehnt sich spielerisch an eine Säule: Ein humorvolles Spiel mit den männlichen Insignien der Allmacht und Potenz.
Klingt hölzern – kennen Sie diese Begriffe?
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Grabstichel und Geißfuß
Mit dem Grabstichel werden gerade und parallele Linien in die Holzplatte gestochen, ein Geißfuß schneidet v-förmige Rillen. -
Hohleisen
Damit werden größere nicht zu bedruckende Partien weggeschnitten. Manche Holzschneider:innen arbeiten ausschließlich mit Hohleisen und verzichten damit auf feine Linien. -
Holzstich
Im Unterschied zum Holzschnitt, bei dem Langholz verwendet wird (d. h., die Fasern verlaufen parallel zur Bildfläche), wird für einen Holzstich sogenanntes Hirnholz eingesetzt – die Fasern verlaufen hier im rechten Winkel zur Bildfläche. -
Farbholzschnitt
Holzschnitte, bei denen verschiedene Holzschnittplatten für unterschiedliche Farben verwendet werden, nennt man Farbholzschnitte.
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