Ein Siebdruck ist eine Druckgrafik, die in einem Schablonen-Druckverfahren hergestellt wird. Dabei können ganz verschiedene Materialien wie Folien, Platten, Leinwand, Stoff und sogar geformte Objekte bedruckt werden – viele Künstler:innen drucken jedoch auf Papier oder Textilien.
Wie stellt man einen Siebdruck her?
Für einen Siebdruck wird die Druckfarbe mit einem sogenannten Gummirakel durch ein feinmaschiges, über einen Rahmen gespanntes Gewebe gedrückt. Deshalb zählt der Siebdruck zur Technik des Durchdrucks, im Unterschied zum Hochdruck (z. B. Linolschnitt), Tiefdruck (z. B. Radierung) und Flachdruck (z. B. Lithografie).Was sind Vorteile des Siebdrucks?
- Durch die graduell unterschiedliche Durchlässigkeit des Gewebes (Siebes) kann der Farbauftrag fein variiert werden.
- Für den Siebdruck kann eine Zeichnung händisch auf eine transparente Folie aufgebracht werden, man kann sie aber auch mit Fotomaterial belichten oder computergenerierte Grafiken und Illustrationen aufbringen. So lässt der Siebdruck Künstler:innen größtmögliche Gestaltungsfreiheit.
Seit wann gibt es Siebdrucke?
Die Technik des Siebdrucks stammt ursprünglich aus Japan. 1862 wurden die sogenannten Katagami-Schablonen auf der Londoner Weltausstellung erstmals einem europäischen Publikum präsentiert: Es handelte sich um Papierschablonen, die mit Pflanzenharzen ausgesteift und wasserfest gemacht worden waren, und zum Bedrucken von Kimonos und anderen Stoffen verwendet wurden.
Wirklich aufgegriffen und seriell angewendet wurde diese Technik allerdings erst im frühen 20. Jahrhundert – damals sprach man noch von Serigraphie.
Lange Zeit fand die Technik vor allem in der Werbeindustrie (Plakate, Schilder, Wimpel) und beim Militär (Schilder, Propagandaplakate) Anwendung. Mit der Erfindung des künstlichen Nylongewebes, wurde sie verfeinert, was dazu führte, dass sich ab den 1930er Jahren auch Künstler:innen dafür zu interessieren begannen. Mit der Pop-Art trat der Siebdruck ab den 1960er Jahren auch in der Kunst seinen weltweiten Siegeszug an. Bis heute gehört er zu den Lieblingstechniken zeitgenössischer Künstler:innen.
Welche Bedeutung hat Siebdruck im Alltag?
Siebdruck existiert heute vor allem als grafischer Siebdruck (u. a. Plakate, Verkehrsschilder), industrieller Siebdruck (u. a. Tastaturfolien, Armaturenbretter) oder als Textildruck (u. a. Bettwäsche, T-Shirts, Gardinenstoffe).
Das heißt: Er wird bis heute zur Herstellung von Alltagsgegenständen verwendet.
Welche Bedeutung hat Siebdruck in der Kunst?
Seinen Durchbruch auf dem Kunstmarkt erreichte der Siebdruck, als der gelernte Gebrauchsgrafiker Andy Warhol (1928 – 1987) sich in den 1960er Jahren entschloss, einen Siebdrucktisch ins Zentrum seiner New Yorker Factory zu stellen, um mit seinen knallbunten Porträt- und Produktserien den Massenmarkt zu erobern. Auch Roy Lichtenstein setzte auf großformatige, oft bewusst grob gerasterte Siebdrucke – und so ist die Geburtsstunde der Pop-Art eng mit dieser Technik verknüpft.Talking Siebdruck – Kennen Sie diese Begriffe?
Sieb
So nennt man den Rahmen, der mit feinem Kunststoffgewebe (Siebgewebe) bespannt ist.
Siebgewebe
Das Gewebe ist im Handel in verschiedenen Feinheiten erhältlich. Die Wahl des Gewebes richtet sich vor allem nach dem Bedruckstoff: feine Gewebe für glatte, homogene Materialien wie z.B. Papier, Folien, gröbere Gewebe u.a. für Textilien.
Rakel
Die Rakel besteht aus einer Gummischiene und wird über das Siebgewebe gestrichen, um die Farbe hindurch zu drücken. Auch hier sind verschiedene Härtegrade erhältlich. Harte Rakel werden für eher feine Motive verwendet.
Vakuumansauganlage
An modernen Drucktischen sorgt sie für ein gleichmäßiges Druckergebnis und verhindert, dass das Papier nach dem Druck am Sieb hängenbleibt.
Wussten Sie, ...
- … dass Warhols berühmte Abbildungen der „Campbell’s“-Konserven von Kunstkenner:innen zunächst belächelt wurden? 1996 zahlte das New Yorker Museum of Modern Art für die 32 Werke dieser Reihe sagenhafte 15 Millionen US-Dollar.
- … dass man die Schablonentechnik des StreetArt-Künstlers Banksy als Weiterentwicklung des Siebdrucks sehen kann? Auch er arbeitet mit mehreren Farbschichten und Schablonen: Stencil lautet die englische Bezeichnung dieser Technik.
- … dass man bereits in den Höhlen der Urzeitmenschen Bilder fand, die durch abgedeckte Bereiche – also durch eine extrem simple Schablonentechnik – entstanden? So betrachtet ist der Schablonendruck eine der ältesten Druckmethoden der Menschheit.
Wie ein Siebdruck entsteht
Wie man einen Druck nach Andy Warhols Methode produziert, erklärt eine Kuratorin der Londoner Tate Gallery in diesem Video:
Die Herstellung eines Siebdruckes
„Man kann mit Tusche auf die Folie arbeiten, man kann aber auch Marker verwenden. Dabei muss man die richtige Seite der Folie verwenden, die eine haftet – die andere nicht. Ich zeichne meine Skizzen zunächst auf Papier und übertrage sie dann auf die Folie – dabei sollte ich mir nicht zu viele Fehler erlauben, sonst muss ich die entsprechenden Stellen mit dem Messer ausschaben oder die Farbe mit Nagellackentferner entfernen.
Wenn ich im Druck mehrere Farben drucken möchte, brauche ich jeweils eine neue Folie. Die Farben werden dann nacheinander gedruckt. Im Fall meines Bildes Mohn-Nächte habe ich zuerst den schwarzen Rahmen gedruckt und anschließend die zweite Farbe, nachdem die erste trocken war.
Im Druck verwendet man Siebe, die mit einem sehr dichten Raster bespannt sind. Sie werden mit lichtsensitiver Paste bestrichen. Dann kommt die Zeichnung darauf. Anschließend kommt das Ganze auf einen Vakuumtisch, der das Sieb ansaugt. Als Nächstes fällt Licht auf das Sieb. Überall dort, wo die Linien der Zeichnung aufliegen, wird dabei die lichtsensitive Folie zerstört. Wenn man das Ganze anschließend auswäscht, ist nur die Zeichnung aus dem Sieb ausgelöst: An diesen Stellen geht nun Farbe durch. Jetzt ist alles fertig zum Drucken.“